Judith Butler, Sigmund Freud Vorlesung Wien 2014 © Andreas Pöschek

6.5.2014: XLI. Sigmund Freud Vorlesung

Die Sigmund Freud Privatstiftung lädt anlässlich des Geburtstages Sigmund Freuds zur jährlichen Sigmund Freud Vorlesung am 6. Mai.

Judith Butler (Berkeley/New York)

POLITIK DES TODESTRIEBES
Der Fall der Todesstrafe

Dienstag, 6. Mai 2014 | 19.00 Uhr | Audimax, Universität Wien

 

Kooperationsveranstaltung zwischen dem Sigmund Freud Museum Wien, dem Institut für Philosophie (Organisation: Gerald Posselt) und dem Institut für Germanistik (Organisation: Anna Babka) der Universität Wien

Anmeldung: vorlesung@freud-museum.at. Die Anmeldung garantiert keinen Platz im Audimax. Die Vorlesung wird per Video in die Hörsäle 7, 33 und 41 übertragen.

Judith Butler ist Maxine Elliot Professor am Department of Comparative Literature und im Program in Critical Theory an der University of California Berkeley sowie Wun Tsun Tam Mellon Visiting Professor of the Humanities an der Columbia University New York.

Zu ihren wichtigsten Publikationen zählen Gender Trouble (1990, dt. Das Unbehagen der Geschlechter), Bodies that Matter (1993, dt. Körper von Gewicht), Excitable Speech (1997, dt. Hass spricht), Contingency, Hegemony, Universality (2000, gem. mit Ernesto Laclau & Slavoj Zizek, dt. Kontingenz, Hegemonie, Universalität), Undoing Gender (2004, dt. Die Macht der Geschlechternormen), Precarious Life (2004, dt. Gefährdetes Leben), Frames of War (2009, dt. Raster des Krieges) und Parting Ways (2012, dt. Am Scheideweg). Ausgezeichnet wurde Judith Butler unter anderem mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt 2012 und dem Distinguished Achievement Award der Andrew W. Mellon Stiftung 2008 sowie mehreren Ehrendoktorwürden, u.a. der Université Paris-Diderot. 2013 wurde sie vom französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation zur Ritterin der Ehrenlegion für Kunst und Kultur ernannt.

Abstract

Freuds Überlegungen zum Todestrieb bieten die Gelegenheit, Formen rechtlicher Gewalt – einschließlich der Todesstrafe – auf neue Weise zu denken. Am Ende von Jenseits des Lustprinzips bietet Freud verschiedene Erklärungsansätze für die Verbindung des Todestriebs mit dem Lustprinzip, und liefert damit einen Rahmen für das Verständnis des Zwangscharakters menschlicher Destruktivität. Seine Theorie kann uns nicht nur helfen, das zu verstehen, was Nietzsche das "Fest der Grausamkeit" genannt hat, das durch bestimmte Rechtsordnungen instituiert wird, sondern ermöglicht es auch, die soziale Institutionalisierung sadistischer Lust und ihre Rationalisierung durch eine rechtliche und moralische Sprache zu begreifen. Es geht um die Art und Weise, über Formen institutionalisierter Destruktivität – wie etwa die Todesstrafe – nachzudenken, die nicht länger als Selbstverteidigung rationalisiert werden können. Mit Blick auf Derridas jüngste Arbeiten untersucht der Vortrag die Frage, inwiefern Freuds Schriften zum Todestrieb einen Beitrag zur Klärung unseres Verständnisses rechtlicher Gewalt sowie der Art und Weise, wie diese eine Kategorie "unverteidigbaren Lebens" etabliert, leisten können. (Übers. von Gerald Posselt und Sergej Seitz)